Einleitung
Als Ausgangspunkt für diesen und die kommenden Blogartikel diente das Positionspapier der Kreativwirtschaft zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), welches mein Interesse geweckt hat.
Das Positionspapier fordert die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft, Institutionen, Verbänden und den GesetzgeberInnen auf, der faktischen, technologischen und wirtschaftlichen Kraft von KI-Unternehmen und -Anwendungen wirkungsvoll zu begegnen.
Disclaimer:
Als freiberufliche Grafikdesignerin und Illustratorin, die in dieser neuen Welt ihren Platz sucht, habe ich meine eigenen Überlegungen angestellt. Ich möchte jedoch betonen, dass ich keine juristische Ausbildung besitze und auch kein Studium in den Bereichen Programmierung, Data Science oder Trendforschung absolviert habe. Falls keine Quellen genannt wurden, handelt es sich bei den hier präsentierten Gedanken um meine persönliche Einschätzung aus der Perspektive eines kreativen Schaffens. Der Text wurde in Zusammenarbeit mit ChatGPT erstellt, um eine klare Struktur und sprachliche Klarheit zu gewährleisten.
KI-Systeme als Bedrohung für den kreativen Beruf des Illustrators
Warum kann AI von KünstlerInnen als Bedrohung in der Zukunft wahrgenommen werden? Da ich mich intensiv mit dem Positionspapier beschäftigt habe, liegt mein Fokus in diesem Artikel auf der Arbeit von IllustratorInnen.
Da Sie womöglich nicht in der Kreativszene arbeiten, erkläre ich zuerst die Aufgaben von Illustratorinnen. Und ja, davon kann man (noch) leben.
Bevor eine Illustration realisiert werden kann, bedarf es einer umfassenden Vorarbeit, die zahlreiche Aspekte beinhaltet: von der Recherche und Ideenfindung, über die Konzeption und Skizzierung bis hin zum professionellen Umgang mit den KundInnen und deren Wünschen und Vorstellungen. Es muss sichergestellt sein, dass die kreative Arbeit den Anforderungen und Zielen des Projekts entspricht, um den KundInnen die notwendige Sicherheit zu vermitteln. Somit sind IllustratorInnen nicht nur KünstlerInnen, sondern in erster Linie auch DienstleisterInnen. Um langfristig erfolgreich zu sein, ist es von entscheidender Bedeutung, einen eigenen, unverwechselbaren Stil zu entwickeln und diesen konsequent umzusetzen.
Doch die Spezialisierung und Positionierung von IllustratorInnen beschränken sich nicht nur auf den Stil. Auch die Materialien und Themen, mit denen sie sich beschäftigten, spielen eine wichtige Rolle. Die Entwicklung der Positionierung erfordert oft jahrelange Anstrengung und Übung, um sich in der Branche zu etablieren. Kurz gesagt: Hinter jeder erfolgreichen Illustration steckt ein langer Prozess der Vorarbeit und Positionierung, der eine hohe Fachkompetenz und Professionalität erfordert. Falls Sie das Thema mehr interessiert, kann ich das Buch „Die gute Mappe“ von Franziska Walther sehr empfehlen.
Der eigene Illustrationsstil ist für KünstlerInnen somit nicht nur Ausdruck ihrer Kreativität, sondern auch Grundlage ihres Einkommens.
Das Dilemma besteht nun nicht nur darin, dass KI-Systeme wie Midjourney in der Lage sind, in kürzester Zeit automatisiert eine Vielzahl von Werken (Skizzen, Farbpaletten, Layouts usw.) zu erstellen und damit das Illustrationshandwerk an ein kostengünstiges System auslagern könnten, wodurch der kreative Prozess menschlicher Illustratorinnen und Illustratoren verdrängt wird. Ebenso besorgniserregend ist die Möglichkeit, dass der sorgfältig entwickelte Stil von Illustratoren durch KI-Systeme imitiert und ohne deren Zustimmung verwendet werden könnte.
Da beruhigt es einen auch nicht, wenn man hört „Der menschliche Illustrator bringt persönliche Erfahrungen, Emotionen und kulturelle Einflüsse in seine Arbeit ein, die KI-Systeme noch nicht nachvollziehen können.“ (siehe Bild)

Preisdumping und der Wert von kreativer Arbeit
Doch was heißt das jetzt finanziell?
Gemäß dem Positionspapier setzen KI-Systeme die Kreativschaffenden nun unter Druck. Früher erforderten bestimmte Arbeiten eine hohe Qualifikation und Erfahrung, wodurch sie auch ihren Preis hatten.
Doch durch den Einsatz von KI-Systemen können diese Aufgaben schneller und kostengünstiger erledigt werden, was zu Dumpingpreisen führen kann, denn: menschliche GestalterInnen könnten unter Druck geraten, ihre Preise zu senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Situation führt zu einem allgemeinen Preisverfall und schwächt die finanzielle Stabilität der Arbeit von professionellen IllustratorInnen.
Abgesehen von finanziellen Einbußen betont das Positionspapier zu Recht die Gefahr, dass das menschliche, kreative Denken nicht mehr ausreichend geschätzt wird. Unter diesen hier prognostizierten Umständen sind KundInnen möglicherweise nicht mehr bereit, einen angemessenen Betrag für eine Dienstleistung zu zahlen, da sie glauben, dass KI die Arbeit in nur einem Bruchteil der Zeit erledigt.
Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, dass Verbände wie designaustria existieren, die Richtpreise herausgeben und den Wert einer Dienstleistung unabhängig von der Zeit, die für ihre Erstellung benötigt wird, kalkulieren.
Wirtschaftliche Bedeutung für die Kreativindustrie
Betrifft ein Preisverfall nicht nur die betreffende Branche und deren MitgliederInnen?
Nein, denn finanziellen Einbußen können kurzfristig nicht nur den Kreativschaffenden schaden, sondern auch langfristig dem Staat, der Steuern vom Umsatz erhebt.
Laut dem Positionspapier „KI aber fair – eine Initiative von Kultur- und Kreativ-Verbänden“ trug die deutsche Kultur- und Kreativwirtschaft 2021 rund 95 Mrd. EUR zur Bruttowertschöpfung Deutschlands bei. Damit steht sie auf Platz 2 aller Branchen. [Quelle: Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2021]
Auch in Österreich handelt es sich bei der Kreativwirtschaft um einen bedeutenden Zweig. Er setzt sich aus fünf Hauptbereichen zusammensetzt: Software und Games, Werbung, der Markt für darstellende Kunst, Buch und Verlagswesen sowie Architektur. Insgesamt entfallen 11% aller Unternehmen in Österreich auf die Kreativwirtschaft, was etwa 48.500 Unternehmen entspricht. Diese Kreativunternehmen erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund € 25,3 Mrd. und sind somit für 4% der Wertschöpfung der Gesamtwirtschaft verantwortlich. Die Kreativwirtschaft trägt somit eine Wirtschaftsleistung bei, die mit der des Tourismus vergleichbar ist. [Quelle: 10. österreichischer Kreativwirtschaftsbericht]
Das Outsourcen kreativer Arbeit an KI-Programme birgt das Risiko, dass Kreative und Medienschaffende unter Druck geraten, da KundInnen den Wert kreativer Arbeit weniger schätzen und weniger bereit sind, angemessene Preise zu zahlen. Eine mögliche Folge wäre ein Rückgang der Einnahmen in der Kreativ- und Medienbranche, der Auswirkungen auf öffentliche Ausgaben, Sozialleistungen und Infrastrukturinvestitionen haben könnte. Für Kreative wäre es nicht nur schwierig, ein angemessenes Einkommen zu erzielen, sondern auch auf staatliche Unterstützung zu hoffen, wenn die finanziellen Ressourcen durch zu wenig Steuern begrenzt sind.
Für mich stellt sich die Frage, ob die Kreativbranche in dem Bemühen, im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, von der Gesamtwirtschaft geopfert wird, um anderen Branchen den Vorrang zu geben, denn „Unternehmen, die in das Thema Künstliche Intelligenz investierten, sind effizienter, national und international wettbewerbsfähiger“, so Christoph Schneider, Leiter der Stabsabteilung Wirtschaftspolitik der WKÖ. [Quelle: APA, 23.10.2018]
Neben den offensichtlichen Vorteilen wie Kostenreduktion, Effizienzsteigerung und Innovationsoptionen sowie der Gefahr, international gegenüber anderen Unternehmen ins Hintertreffen zu geraten, darf die politische Agenda ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden.
Wie ein ORF-Artikel vom 11.04.2023 berichtet, strebt China an, bis 2030 weltweit führend im Bereich der künstlichen Intelligenz zu sein. Der IPSOS 2022/AI Index Report 2023 zeigt, dass sich dieser Fortschritt auch in der Akzeptanz der Bevölkerung widerspiegelt. Laut der Umfrage sind 78% der chinesischen TeilnehmerInnen der Meinung, dass Produkte und Dienstleistungen, die auf KI basieren, mehr Vorteile als Nachteile haben. Leider kann dieser Wert nicht mit Österreich verglichen werden, da es nicht auf der Liste vertreten ist. Deutschland liegt bei 37%. [Quelle: Artificial Intelligence Index Report 2023]
Status Quo
Noch stehen wir ganz am Anfang. Aber sind KI-Plattformen schon jetzt in Österreich angekommen?
In dieser frühen Phase der KI-Revolution gleicht die Situation dem Wilden Westen, da noch keine klaren Regelungen darüber bestehen, wer welche Handlungen unter welchen Bedingungen durchführen darf. Themen wie Datenschutz und Markenschutz spielen dabei eine entscheidende Rolle und erfordern besondere Aufmerksamkeit.
Aber: Einsparungsmaßnahmen sind unter anderen im Bereich der Medien ein allgegenwertiges Thema. Ein Tool, welches noch mehr Kosten reduziert, würde unter gewinnorientieren Menschen sicher auf eine Willkommenskultur stoßen.
Zuletzt wurde über einen Personalabbau beim Kurier-Verlag berichtet. Der KURIER-Geschäftsführer, Thomas Kralinger, erwähnt jedoch keine KI, sondern erklärt die Sparmaßnahmen im Zusammenhang dem kostenlosen Angebot von www.orf.at. „Solange dieses professionelle und gut gemachte Angebot kostenlos und frei verfügbar ist, wird es uns Qualitätsmedien erschwert, Digital-Abos zu verkaufen.“ [Quelle: Kurier]
Danila Kraus, Geschäftsführerin des Presseklub Concordia, beschreibt in Interview mit dem ORF [ORF TVTHEK, 14.4.2023 / ORF III Aktuell] die prekäre Situation von Medien: „Wir haben schon sehr lange ein strukturelles Problem, das mit der Digitalisierung der Märkte gekommen ist.Werbeeinnahmen fließen ab zu internationalen Konzernen wie Facebook über Google bis TikTok. Aber jetzt haben wir akut noch einmal ein Problem, weil die Papierpreise steigen, die Energiepreise steigen, wir haben die Inflation.“
Aus meiner Sicht wird ChatGPT die Medienbranche zusätzlich vor neue Herausforderungen. Insbesondere wird sich die Spreu noch stärker vom Weizen trennen, wenn es um qualitativ hochwertigen Journalismus geht. Durch den kostengünstigen Einsatz von ChatGPT könnte es zu einer veränderten Beschäftigungssituation führen. Es wäre eine Überlegung wert, ob Publikationen, die vermehrt auf KI setzen und dadurch weniger MitarbeiterInnen benötigen, unter Umständen ihren Anspruch auf Presseförderung verlieren sollten, während andere, die verstärkt auf menschliche Arbeit setzen, davon profitieren könnten. Die Auswirkungen auf die Medienbranche sind somit noch ungewiss.
Auf jeden Fall gilt es qualitativ hochwertigen Journalismus zu unterstützen, denn „wir brauchen in einer Demokratie guten Journalismus und gute JournalistInnen. Und wenn das immer weniger werden, dann haben wir ein Problem mit der Frage Wo kriegen wir unsere Informationen her, und zwar gesichtete Informationen.“, so Frau Kraus.
Mein Fazit:
Die Kreativ- und Medienbranche ist durch Künstliche Intelligenz neuen Herausforderungen ausgesetzt. Die Akzeptanz der KonsumentInnen ist entscheidend für den vermehrten Einsatz von KI-generiertem Content, wobei fraglich bleibt, ob dieser jemals das gleiche Erlebnis wie von Menschen geschaffener Content bieten kann.
KI kann zwar Kosteneinsparungen bringen, aber auch Druck auf Kreative und Medienschaffende ausüben und den Wert kreativer Arbeit mindern. Deshalb sollten Politik und Wirtschaft Maßnahmen ergreifen, um die Rechte und den Wert kreativer Arbeit zu schützen und zu fördern, beispielsweise durch Verbände, Qualitätsstandards und Förderprogramme für die Kreativ- und Medienwirtschaft.
Eine inspirierende Vision wäre es, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn wir als Kreative einen großen Teil unserer zeitaufwendigen Büroarbeit und Verwaltungsaufgaben an KI-Programme auslagern könnten. Dadurch könnten wir uns vermehrt auf kreative Prozesse konzentrieren und mehr Raum für Innovation schaffen. Es ist sogar denkbar, dass wir durch den Einsatz von KI neue Qualitätsstandards erreichen könnten. Eine solche Entwicklung könnte der Kreativbranche zugutekommen und zur Entlastung beitragen.
Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass Kunst ein zentraler Bestandteil unseres Daseins bleibt. Es ist möglich, dass handgefertigte Kreationen von Menschen zunehmend wieder geschätzt und bevorzugt konsumiert werden, anstatt sich mit Massenproduktionen zufriedenzugeben.
PS: Mein nächster Blogbeitrag mit dem Titel „Sind Illustrationsstile vor der KI-Revolution sicher?“ ist bereits in Vorbereitung und wird sich mit der Frage beschäftigen, ob KI-basierte Technologien wie Midjourney derzeit in der Lage sind, individuelle Illustrationsstile zu kopieren und somit das geistige Eigentum von KünstlerInnen zu gefährden.